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Ökosteuer

Um dem Klimawandel noch begegnen zu können, muss es auf dem schnellsten Weg zur Energiewende hin zu den regenerativen Energieträgern kommen. Mit welcher Geschwindigkeit sich die dritte Revolution vollziehen wird, das wird über die zukünftige Lebensqualität auf unserem Planeten entscheiden.

 

Der Träger des alternativen Nobelpreises Hermann Scheer legt in seinem Buch Energieautonomie und in kürzerer Form in der Denkschrift Jenseits von Kohle und Atom dar, dass die Energiewende in Deutschland in vergleichsweise kurzer Zeit realisierbar ist. (Innerhalb von 15 Jahren ist ein Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und der Kraft-Wärme-Kopplung von 60 bis 80 Prozent bei uns erreichbar. Eine Vollversorgung aus erneuerbaren Energien ist dann bis 2040 durch die entstandene Eigendynamik vorprogrammiert.) Die Voraussetzung dafür ist natürlich das Vorhandenseins des politischen Willens, sich von den überkommenden Energieversorgungs- strukturen zu lösen.

 

Sowohl die Atomkraft als auch die fossilen Energieträger durch den Einsatz der erneubaren Energien abzulösen, diesem Ziel stehen keine allzu großen technischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten entgegen - sondern vielmehr Blockaden des menschlichen Denkens und des politischen Handelns.

Es ist klar, dass diese Blockaden auf globaler Ebene schwerer zu überwinden sein werden als auf nationaler. Darum tritt Scheer entschieden dafür ein, keine weitere Zeit zu verlieren und bei uns voranzugehen, ohne auf die Ergebnisse weiterer internationaler Klimakonferenzen zu warten.

Es gilt sich bewusst zu werden, dass es sich bei der Forderung nach der raschen Energiewende nicht nur um eine ökologische und um eine moralische Frage handelt. Vielmehr ist es auch aus industriepolitischer Sicht gänzlich unsinnig, darauf zu schielen, ob auch andere Staaten einen vergleichbaren Beitrag zum Klimaschutz erbringen. Noch nie ist die Entwicklung neuer Produkte davon abhängig gemacht worden, ob sich andere daran denn wohl „angemessen beteiligen” werden. Es ist für Deutschland aus rein ökonomischer Sicht zweifelsfrei von größtem Vorteil, bei den erneuerbaren Energien die Technologieführerschaft zu erreichen oder auszubauen.

 

Für eine rasche Energiewende sprechen damit zwei ganz verschiedene Gründe.

Einerseits haben wir die Verantwortung, in der Frage nach der Energieversorgung der Zukunft eine Vorbild- und Schrittmacherfunktion zu übernehmen. Denn wenn bei uns die regenerativen Energien zum Durchbruch gekommen sein werden, dann wird die Entwicklung zumindest in weiten Teilen der Welt von selbst in diese Richtung gehen.
Andererseits gilt es vom ökonomischen Nutzen her zu denken, der mit dieser Entscheidung verbunden sein wird: Die Energiewende bedeutet die Chance, zahllose Arbeitsplätze bei uns zu schaffen und ein nachhaltiges Wachstum zu generieren.

 

 

Für den Gedanken einer globalen Ökosteuer verwendet sich Hermann Scheer nicht in besonderer Weise - aus der Erfahrung heraus, dass es schwierig ist, in Fragen dieser Art internationale Übereinkünfte zu erreichen.

 

Gleichwohl gilt es sich bewusst zu machen, dass es mit diesem Instrument von heute auf morgen weltweit zu einem Quantensprung in der Entwicklung kommen könnte - wenn sich die Politik nur staatenübergreifend darauf einigen wollte, der Energiewende Priorität einzuräumen.

 

Eine global erhobene Energiesteuer könnte die beste aller denkbaren Investitionen finanzieren, ohne den Wettbewerb zwischen den Ländern zu verzerren: den Kampf gegen die Zerstörung des Klimagleichgewichts. Die regenerativen Energien könnten mit der Einführung dieses ordnungspolitischen Instruments über Nacht marktfähig und damit zu einem Selbstläufer gemacht werden.

 

Dass es damit eine Möglichkeit gäbe, den Klimawandel schon sehr bald massiv zu bremsen - das ist ein Sachverhalt, der sehr viel mehr Raum in die Klimaschutzdebatte haben sollte. Wenn bei uns in Deutschland und in Europa ein breiteres Bewusstsein dafür entsteht, was sich mit einer solchen Steuer bewegen ließe, dann wird sie über kurz oder lang auch anderswo zu einem Thema werden.

 

Wenn Sie es für wünschenswert halten, dass das geschieht - Sie haben die Möglichkeit, etwas dazu beizutragen.
Fragen Sie bei den Wirtschaftsfachleuten in den Ministerien und an den Universitäten (eventuell auch im Ausland) nach, ob man dort eine globale Ökosteuer unterstützt.

 

Es ist eine einfache Frage, auf die Sie eine Antwort erbitten.
Die Frage heißt: Wären Sie - vorausgesetzt, sie würde tatsächlich international erhoben - für die Einführung einer globalen Energiesteuer?

Vielleicht werden Sie interessante Antworten bekommen; in jedem Fall aber werden Sie mit Ihrem Schreiben Bewusstsein dafür schaffen, dass bei vorhandenem politischen Willen die Klimakatastrophe vermeidbar wäre.